Sektion 5: Inklusion und Umgang mit Heterogenität

Moderator:innen : Bettina M. Bock (Universität zu Köln), Alex Zepter (Universität zu Köln)

Seminarraum 6

Spätestens seit die Bildungspolitik im Zuge gesellschaftlichen Wandels das Ziel der schulischen Inklusion normativ gesetzt hat, ist auch für die Deutschdidaktik der Anspruch auf Chancengleichheit und adäquate Gelegenheiten für sprachlich-literarisches Lernen in zunehmend heterogenen Lerngruppen zum drängenden Thema geworden. Damit verbunden ist die – implizite oder explizite – Forderung, die deutschdidaktischen Praktiken sowie tradierte Lerngegenstände und -ziele und auch das eigene Forschen neu zu reflektieren. In den letzten Jahren sind zahlreiche (z.T. interdisziplinäre) sprach-, literatur- und mediendidaktische Forschungsprojekte entstanden, die je unterschiedliche Facetten von Inklusion und dem Umgang mit Heterogenität im Deutschunterricht fokussieren. Dennoch sind die Desiderate der Theoriebildung und empirischen Forschung nach wie vor vielfältig. 

Die Breite des Spektrums und sein Querschnittcharakter haben in der deutschdidaktischen Inklusionsforschung vielleicht zwangsläufig zu diversen ‚Spannungsfeldern‘ geführt, die als solche auch nach disziplinenübergreifenden Reflexionen innerhalb der Deutschdidaktik verlangen. Dabei ruft im Lichte des Symposion-Rahmenthemas die Diskussionswürdigkeit des Begriffs ‚Inklusion‘ und die Tatsache, dass schulische Inklusion ein Politikum an sich darstellt, im Besonderen Desiderate einer kritischen Auseinandersetzung auf. Über den politisch-gesellschaftlichen Rahmen ihrer eigenen Forschung reflektiert die deutschdidaktische Inklusionsforschung allerdings bisher selten. Besteht die Aufgabe der Disziplin z.B. ausschließlich in der Suche nach einer angemessenen Umsetzung des normativ gesetzten Inklusionsanspruchs? Oder müsste ihre Rolle als (politisch unabhängige) Forschungsdisziplin nicht noch stärker in der (kritischen) Reflexion liegen? Und inwiefern gälte es, die politischen Schlagworte ‚Teilhabe‘ und ‚Partizipation‘ expliziter deutschdidaktisch perspektiviert zu reflektieren? Denn auch hier entstehen Spannungsfelder durch die politischen Rahmenbedingungen von Deutschunterricht: Einerseits ist die Teilhabe aller Schüler:innen programmatisches Ziel, andererseits formulieren bildungspolitische Dokumente, wie die KMK-Bildungsstandards in Deutschland, eine Art ‚Mindeststandard‘ als Bedingung für gesellschaftliche Teilhabe. Dabei ist klar, dass nicht alle Lernenden im Laufe ihrer Bildungskarriere diese Bedingung erfüllen können. Was sind hier die Vorschläge der deutschdidaktischen Inklusionsforschung? Worauf sollte Deutschunterricht bei seinen Lernzielen ausgerichtet sein? 

Die Sektion nimmt diesen thematischen Rahmen auf und setzt Schwerpunkte bei professionalisierungsbezogenen Fragestellungen, Impulsen für den inklusiven Rechtschreibunterricht, der kritischen Reflexion normativer Setzungen im Literaturunterricht, der literaturdidaktischen Theoriebildung und dem Potenzial digitaler Medien.


Montag, 19.9.2022
10.15-10.30 Bettina M. Bock, Alex Zepter: Einführung in die Sektion

Professionalisierung in inklusionsorientierter Sprach- und Literaturdidaktik

10.30-11.15 Hanna Höfer / Malte Delere / Gudrun Marci-Boehncke: Inklusives Lehrendenhandeln reflektieren lernen: Ein hybrides Lehrkonzept für das Praxissemester in der Literaturdidaktik an der TU Dortmund
11.15-12.00 Sarah Jagemann / Sandra Schwinning: Welche Erwartungen an die eigene adaptive Handlungskompetenz zeigen Lehramtsstudierende in inklusiven Schreibsettings? – Modellierung, Operationalisierung und Validierung domänenspezifischer Selbstwirksamkeitserwartungen
12.00-12.45 Sarah Bormann / Katrin Böhme: Bildungspolitische Aspekte Leichter Sprache – Instrument zur Förderung oder Gefahr der Stigmatisierung im schulischen Kontext?

Impulse für einen inklusiven Rechtschreibunterricht

14.00-14.45 Anke Reichardt: Entwicklung von differenzsensiblen Lernaufgaben für den inklusiven Rechtschreibunterricht
14.45-15.30 Konstanze Edtstadler / Team Iderblog ii: Neue Sichtweisen auf die Rechtschreibdidaktik durch die Anwendung von Learning-Analytics-Methoden
15.30-15.45 Abschließende Diskussion

Dienstag, 20.9.2022

(Selbst-)Reflexion normativer Setzungen 

10.15-12.30 PANEL 4: Literaturunterricht als (Re-)Produzent sozialer Ungleichheit
14.00-14.45 Karina Becker: Emotionen im Deutschunterricht. Vorschläge für einen diversitätsorientierten Lehr-Lern-Weg
14.45-15.30 Judith Leiß: Inklusionsorientierte Deutschdidaktik(en):  Bogers Trilemma der Inklusion als metatheoretischer Rahmen für eine produktive Pluralisierung des Diskurses

15.30-15.45

Abschließende Diskussion

Mittwoch, 21.9.2022

Inklusionsorientierte (Literatur-)Unterrichtsplanung im Spannungsfeld von Differenzierung und (digitaler) Partizipation

10.15-11.00 Daniela Frickel: Literaturunterricht als Möglichkeitsraum – Ansätze zu einer inklusionsorientierten Unterrichtsplanung
11.00-11.45 Juliane Dube: Literaturunterricht mit YouTube in inklusiven Lerngruppen
11.45-12.30 Leonie Carell / Wiebke Dannecker / Laura Müller / Kerstin Ziemen: Partizipation als Zielperspektive der Unterrichtsentwicklung im Literaturunterricht – Erste Ergebnisse aus dem interdisziplinären Projekt DigiLi
12.30-12.45 Abschließende Diskussion

 Abstracts der einzelnen Vorträge