Sektion 10: Schreiben

Moderator:innen: Maik Philipp (PH Zürich), Nicole Marx (Universität zu Köln)

Hörsaal 5

Schreiben hat für individuelle Entwicklung und gesellschaftliche Kommunikation hohe Bedeutung. Politische Kommunikation erfolgt nach wie vor stark schriftsprachbasiert. Und die Fähigkeit, schriftsprachlich kompetent in variablen Situationen zu handeln und sich gewollt oder ungewollt kommunikativ zu positionieren, ist nicht nur in Social Media folgenreich. Auch die Wertschätzung einzelner (Teil-)Fähigkeiten in verschiedenen gesellschaftlichen Kontexten, die Frage, was richtiges und gutes Schreiben ist und wie es angemessen zu fördern ist, wirft (bildungs-)politische Fragen auf.

Der Themenbereich Schreiben ist aus didaktischer Sicht ein weiter: Schreiben hat nicht nur Vorläufer- und Teilfähigkeiten, es vollzieht sich langfristig parallel und in Interaktion von Lesen und Schreiben, in Interaktion von Erst- und weiteren Sprachen und im Zusammenspiel von individuellen, institutionellen und gesellschaftlichen Faktoren. Als Lerngegenstand der institutionellen Bildung ist er zwar insbesondere in den Sprachfächern verankert, trägt aber genauso durch seine epistemische Funktion zum Lernprozess, durch seine dokumentierende Funktion zur Wissensverfestigung und durch seine darlegende Funktion zur Lernkontrolle und zur Leistungsbeurteilung in (fast) allen weiteren Fächern bei. Schließlich ist er als Untersuchungsgegenstand der Bildungsforschung zentral, sind durch auf Grund der vergleichsweise leicht zugänglichen, d. h. gut beobachtbaren Ergebnisse Prozesse wie Produkte des institutionellen Lernens dokumentier- und analysierbar.

Und dennoch entwickelt sich der Themenbereich Schreiben sowohl aus didaktischer als auch aus empirischer Sicht immer weiter. Dies liegt einerseits an technischen Fortschritten, die die Medialität des Schreibens immer fließender erscheinen lassen und zu neuen Hybridformen des Schreibens führen, und gleichzeitig neue Erhebungs- und Analysemöglichkeiten – insbesondere betreffend die Prozesshaftigkeit des Schreibens sowie der Produktanalyse – eröffnen. Andererseits liegt dies an dynamischen Prozessen in den Sprachendidaktiken, die insbesondere auch epistemische Funktionen des Schreibens ins Zentrum des Lehr- und Lerngeschehens rücken.

Die 14 Beiträge im Themenbereich Schreiben reflektieren diese Dynamik. Sie greifen mehrere Aspekte des schulischen Schreibens und dessen Erforschung auf und machen deutlich, wie breit gefächert das Feld ist. Dabei wird das Schreiben von der Grundschule bis in die Sekundarstufe II betrachtet, innerhalb sowie außerhalb des Klassenzimmers, unter Betrachtung von Schreibprozessen individueller Lernender sowie von Produkten unterschiedlicher Gruppen, in analogen sowie in digitalen Settings, mit sowie ohne spezifische didaktische Intervention, im Deutsch- sowie im Fachunterricht und unter der Berücksichtigung von Schreiblernenden sowie Schreiblehrenden. Die Breite der angebotenen Beiträge zeigt die anhaltende Bedeutung des Kompetenzbereichs für die Schule und wirft gleichzeitig Fragen zu seinem kontinuierlichen Wandel auf – insbesondere für Praxisempfehlungen und Forschungsdesiderate der nächsten Jahre.


Montag, 19.9.2022
10.15-10.30 Einführung durch die Moderator:innen
10.30-11.15 Nora Fröhlich / Seda Yilmaz Wörfel / Simone Jambor-Fahlen / Chantal Knips: „Die Textprofis“ – Konzept und Umsetzung eines Schreibstrategietrainings
11.15-12.00 Elisabeth Sieberer: Selbstreguliertes Schreiben lernen
12.00-12.45 Cynthia Arnold: Vom Diagramm zum Text: Medial transformierendes Schreiben in materialgestützten Schreibsettings. Eine empirische Untersuchung zu Textprozeduren in informierenden Schülertexten der Sekundarstufe II
14.00-14.45 Alena Nußbaum: Zur mentalen Repräsentation des Schreibauftrags – Rekonstruktion von Prätextmodellen und ihrem Einfluss auf die Textproduktion
14.45-15.30 Till Woerfel / Zoé Dede / Viktoria Michels / Michael Becker-Mrotzek: Digitales Schreiben im Fachunterricht: Eine Interventionsstudie zur Nutzung digitaler Schreibtools in der Sekundarstufe
15.30-15.45 Abschließende Diskussion

Dienstag, 20.9.2022
10.15-11.00 Sabine Stephany / Anne Griepentrog / Alina Koch / Michael Becker-Mrotzek: Schreibflüssigkeit fördern mit den „Schreibstarken“ – Effekte und Implementationsgüte eines Trainingsprogramms für die Grundschule
11.00-11.45 Franziska Herrmann: Literalität, Literarität und Lernen – Ergebnisse einer phänomenologischen Studie zum Schreiben von Grundschulkindern
11.45-12.30 Abygail Nolden: „Zauberleicht schreiben“ – Eine Interventionsstudie in der sechsten Jahrgangsstufe zur Wirksamkeit von Diktier- und Vorlesefunktionen in digitalen Schreibarrangements
14.00-14.45 Yves Furer / Anna-Katharina Praetorius: Sicher richtig und richtig sicher? Urteilsakkuratheit und -sicherheit von Lehrpersonen bei der Textbeurteilung
14.45-15.30 Valentin Unger / Tobias Dörfler / Cornelia Glaser: Diagnostik und Förderung schreibdidaktischen Wissens angehender Deutschlehrkräfte
15.30-15.45 Abschließende Diskussion

Mittwoch, 21.9.2022
11.00-11.45

Beate Leßmann: „Ich übersetze dann halt, was der Zwerg mir sagt.“ – Praktiken der Adressatenorientierung im Zusammenhang mit dem Schreiben eigener Texte in der Grundschule – eine Fallstudie

11.45-12.30 Alex Rickert: Schreibleistungen von Berufslernenden am Ende der Ausbildung: Befunde aus einer (korpus)linguistischen Grundlagenstudie
12.30-12.45 Abschließende Diskussion

 Abstracts der einzelnen Vorträge