Sektion 12: Literar- und medienästhetisches Lernen

Moderator:innen: Stefan Emmersberger (Universität Augsburg), Christel Meier (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)

Hörsaal 1

Die Forschung zu literar- und medienästhetischem Lernen hat in den letzten Jahren eine enorme Ausdifferenzierung ihres Methodenspektrums erfahren. Neben theoretischen Arbeiten finden sich vielfältige qualitative und/oder quantitative Projekte, die kognitive Prozesse und Entwicklungsverläufe von Lernenden oder die Wirkung unterrichtlicher Konzeptionen untersuchen. Viele Studien beschäftigen sich dabei neben der kognitiven verstärkt mit der emotionalen Aktivierung Lernender. Die Beiträge der Sektion „literar- und medienästhetisches Lernen“ bieten einen guten Einblick in dieses aktuelle Themen- und Methodenspektrum. 

Am Montag werden Grundlagen im Hinblick auf Interpretationsprozesse und Entwicklungsverläufe von Lernenden gelegt. Methodisch werden Lautdenkstudien zum Interpretieren (Grounded Theory/Qualitative Inhaltsanalyse) und Längsschnittstudien den Fokus bilden (quantitativ/qualitativ; quasi-longitudinal/echt longitudinal).

Das Programm am Dienstag steht im Zeichen kognitiv-emotionaler Aktivierung von Lernenden im Zusammenhang mit der Professionalisierung angehender Lehrkräfte, dem Lesen literarischer Texte und dem Schreiben von und zu literarischen Texten bzw. Filmen. Auch hier werden sowohl qualitative als auch quantitative empirische Forschungszugänge diskutiert.

Die Vorträge am Mittwoch werden sich literar- und medienästhetischen Gesprächen widmen. Thematisiert werden verschiedene kognitiv und/oder emotional aktivierende Gesprächstypen, Impulse sowie modellhaftes Sprachhandeln der Lehrpersonen, aber auch politische Aspekte der Konzeption. Zur Diskussion stehen u. a. Potenziale des kritischen Lesens im literarischen Gespräch und Partizipationschancen. Dabei werden medial vielfältige Gesprächsanlässe inklusive Comics und Theateraufführungen verhandelt. Vielfältig werden auch die methodischen Zugänge sein: theoretisch, quantitativ-randomisiert, qualitativ-gesprächsanalytisch, Mixed Methods oder dokumentarische Methode.

Im Hinblick auf das Tagungsthema sollen zum einen die politischen und ideologischen Implikationen von Konzeptionen und Unterrichtsmethoden reflektiert werden. Hier wird zu erörtern sein, unter welchen gesellschaftlichen, sozialen, kulturellen und politischen Bedingungen literar- und medienästhetisches Lernen stattfindet und welche Konzeptionen daher im Hinblick auf eine (auch politisch zu denkende) Lernkultur angemessen sind.

Darüber hinaus sollen die politischen und ideologischen Implikationen der jeweiligen Forschungsmethodik reflektiert werden. Hier ist diskussionswürdig, wie Lehr-/Lernprozesse durch qualitative und/oder quantitative Forschungsmethoden erforscht werden können bzw. sollen, wie Literatur-, Theater- und Mediendidaktik als Forschungsdisziplinen ihrer Verantwortung im Hinblick auf die Professionalisierung angehender Lehrkräfte gerecht werden können und inwiefern der Forschungsdiskurs in seinen Prämissen, Modellierungen und Schlussfolgerungen zu diesem Themenbereich politisch durch In- und Exklusionsmechanismen geprägt ist.


Montag, 19.9.2022
10.15-10.30 Christel Meier / Stefan Emmersberger: Einführung in die Sektion
10.30-11.15 Sandra Schatz: Laut denkend zur Interpretationsthese. Wie Fachpersonen literarische Texte interpretieren.
11.15-12.00

Mark-Oliver Carl: Geschichtsbilder im Literaturunterricht

12.00-12.45 Lisa König / Jan Boelmann: „Wie passt das zusammen?“ – Diskursfähigkeit und Plausibilität als zentrale Kriterien literarischer Sinndeutungsprozesse
14.00-14.45 Tobias Stark / Bettina Noack / Jörn Brüggemann: Veränderungen der Toleranz gegenüber sprachlicher Komplexität und literarischer Alterität bei der Bewertung literarischer Texte
14.45-15.30 Jennifer Witte: Zur Entwicklung lesebezogener Deutungsmuster in einer biographischen Übergangssituation. Ergebnisse einer qualitativen Längsschnittstudie
15.30-15.45 Bei Bedarf: Zusätzliche und abschließende Diskussion

Dienstag, 20.9.2022
10.15-11.00 Florian Hesse: Kognitiv-emotionale Aktivierung im Literaturunterricht angehender Lehrpersonen
11.00-11.45 Wolfgang Bay: „…es hat ihnen – und das ist wirklich so – diese Panik vorm Lesen genommen.“ Zur Unterstützung von Schüler:innen beim Verstehen narrativer Texte
11.45-12.30

Daniela Matz: Traditionelle literaturthematisierende Schreibformen neu denken

14.00-14.45 Franz Kröber: Literarisches Schreiben als Zugang zur filmästhetischen Wahrnehmung und zum Medialitätsbewusstsein von Schüler:innen
14.45-15.30 Bei Bedarf: Zusätzliche und abschließende Diskussion

Mittwoch, 21.9.2022
10.15-11.00 Jörn Brüggemann / Volker Frederking: Wer profitiert wie von Gesprächen über Literatur? Einblicke in die SEGEL-Studie
11.00-11.45 Irene Pieper: Poetische Metaphorik interpretieren lernen: Wie unterstützen Lehrpersonen den Erwerb poetischer Rezeptionsfähigkeiten im Unterrichtsgespräch?
11.45-12.30

Stefanie Granzow: Die politisch-bildenden Potenziale von Comics: eine Analyse eines Comics und videografierter Anschlusskommunikationen über diesen

14.00-14.45 Julia Weiss / Kristina Krieger / Florian Radvan: Über Theater sprechen. Aufführungen als Lerngegenstände im Deutschunterricht
14.45-15.30 Bei Bedarf: Zusätzliche und abschließende Diskussion

 Abstracts der einzelnen Vorträge