Panel 1: (Kritische) Sprachreflexion und Sprachbewusstheit: Vom gesellschaftlichen Diskurs in den Deutschunterricht und zurück

Moderatorin: Bettina M. Bock (Universität Köln)

Mittwoch, 21.9.2022 10.15-12.30, Hörsaal 2

Deutschunterricht und seine sprachlichen Normen und Praktiken, Lehrwerke, Bildungs- und Lehrpläne existieren nicht im „luftleeren Raum“, sondern sind einerseits selbst prägender Teil von gesellschaftlichen Sprach- und Sprachnormdiskursen und Praktiken, andererseits sind sie geprägt durch öffentliche Diskurse über Sprache und Normen. Das Panel befasst sich mit unterschiedlichen Perspektiven auf (kritische) Sprachbewusstheit und (kritische) Sprachreflexion im Spannungsfeld zwischen öffentlichem Diskurs und schulischer Praxis. Inwiefern ist beispielsweise die Thematisierung von Sprache im Deutschunterricht (z.B. in Sprachreflexionsaufgaben, bei der Bewertung sprachlicher Leistungen) von öffentlichen Diskursen – bewusst oder unbewusst – geprägt, in welchen Fällen ist dies möglicherweise problematisch, in welchen gerade funktional und „progressiv“? Inwiefern gibt es aber auch eigene schulische Praktiken und Normdiskurse, die von außerschulischen Praktiken klar abgegrenzt sind, und inwiefern ist dies – wie häufig pauschal unterstellt – didaktisch tatsächlich immer funktional? 

Die vier Beiträge setzen an mehreren Stellen an: Brigitta Busch fokussiert auf das körperlich-emotionale Spracherleben im Kontext von Mehrsprachigkeit, in dem (bildungs-)sprachliche Normen oftmals als Hürde erlebt werden. Sie berichtet aus einem Projekt, in dem der durch Normdruck erzeugten Sprachunsicherheit bei Grundschüler/innen das Spiel mit Sprache und somit das Erleben eigener Sprachmacht entgegengesetzt wird. Ebenfalls bei den Lernenden setzt Juliane Stude an: Es geht um für den Aufbau von Sprachbewusstheit relevante mündliche Erwerbskontexte. Damit wird etwas in den Blick genommen, das zwar außerschulisch alltäglich ist – konfligierende Sprachnormvorstellungen und Verhandlungen von Angemessenheit im Mündlichen -, das als Ressource im Unterricht aber bislang kaum genutzt wird. Christine Ott wendet sich öffentlichen Sprachreflexionsinterventionen am Beispiel der „Wörter des Jahres“ sowie Vorschlägen zu ihrer Thematisierung im Unterricht (u.a. in Lehrmitteln) zu. Verfolgt wird die Frage, welche sprachdidaktischen und gesellschaftspolitischen Ziele und Zwecke diesen Materialien eingeschrieben sind. Jörg Kilian und Lea Vanselow wenden sich schließlich der Textbewertungspraxis von Lehrkräften zu, und zwar den bislang kaum untersuchten Schwierigkeiten beim Umgang mit ideologischem Sprachgebrauch und gesellschaftichen Werteverletzungen in Lernendentexten

 Abstracts der einzelnen Vorträge

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