Panel 6: Deutschdidaktik und KI: Explorationen neuer kultureller Handlungsfelder und Lernumgebungen am Beispiel von Schreiben und Aufführen
Moderator*innen: Petra Anders (Humboldt-Universität zu Berlin), Johannes Mayer (Goethe-Universität Frankfurt am Main)
Mittwoch, 21.9.2022 13.30-15.45, Seminarraum 3
Das Panel geht der Frage nach, wie sich KI-unterstützte (Lern-)Umgebungen als kulturelle Handlungsfelder beschreiben lassen und deutschdidaktisch reflektiert werden müssen. Am Beispiel der Lernbereiche Schreiben und Aufführen wird untersucht, ob KI Theatertexte entwickeln und digitale Spielpartner:innen kreieren kann, die nicht nur reagieren, sondern auch inspirieren und theatrale, reale Momente live mitgestalten. Weiterhin ist zu fragen, wie sich der Mensch auf die Textkompetenz und Spielfähigkeit einer KI einlässt und was dabei die KI – im Umkehrschluss – über die menschlichen Spielpartner:innen lernt.
Die internationale Forschung diskutiert bereits Herausforderungen und Potentiale des interaktiven Umgangs mit einer dynamischen, KI-unterstützten Umgebung, die für die Anwender:innen veränderbar ist und entsprechend auch den kulturellen Umgang mit Verfahren der Digitalität übt. Im schulischen Lernen werden hingegen eher statische digitale Medien eingesetzt (vgl. Hickfang 2020), in denen das sich bildende Subjekt kaum auf digital erzeugte Irritationsmomente oder soziale Herausforderungen im digitalen Raum reagieren kann, sondern Vorgedachtes nachvollzieht (Meier 2019) bzw. im Analogen über das digital Dargebotene kommuniziert (u.a. Ritter/Ritter 2020).
Das Panel eröffnet am Beispiel des Theaterprojekts TALLK 2 ME einen deutschdidaktischen Diskurs über das KI-gestützte kulturelle Handlungsfeld. Im Sinne der Third Mission bezieht das Panel mit einer Lecture Performance von Wayne Götz und Nathan Hüsken das sog. ‘Digitale Theater’ direkt ein und schafft für die Zuhörer:innen eine Erfahrungsmöglichkeit mit der Kunstinstallation vor Ort. Johannes Mayer geht aus theaterdidaktischer Sicht auf die Frage ein, wie sich der Gegenstand Theater angesichts der Hinzunahme von digitalen Medien, speziell: KI, verändert. Petra Anders ordnet TALLK 2 ME in die weltweit sich neu etablierenden Handlungsfelder ein und zeigt deutschdidaktische Implikationen für verschiedene Lernbereiche des Deutschunterrichts auf, die es angesichts von KI-Anwendungen zu reflektieren gilt.
Folgende Fragen werden u.a. zur Diskussion gestellt:
- Worin liegen besondere Potentiale einer von KI beeinflussten sozialen und kulturellen Praxis und welche neuen Formen der Teilhabe sind (z.B. durch Rückkopplungseffekte und Interaktionsanreize) möglich?
- Welcher Subjektbegriff liegt der Mensch-Maschine-Interaktion zugrunde, wenn die KI einerseits eine Entität simuliert, sich zugleich aber aus einem datengenerierten Kollektiv von unzähligen Subjekten speist?
- Wie realistisch ist die Nutzung von KI für die Enkulturation von Lernenden nicht nur als User, sondern auch als Maker angesichts technologischer Einschränkungen, ökonomischer Interessen, pädagogischer Vorbehalte und dynamischer Handlungsfelder?
- Wie ist der Einsatz von KI-gestützten Anwendungen im Deutschunterricht zu rechtfertigen, wenn die Schule den Bildungsauftrag hat, die Urteilsfähigkeit auszubilden, eine KI aber keinen Wertvorstellungen unterworfen ist?"
Kontakt: petra.anders@hu-berlin.de, j.mayer@em.uni-frankfurt.de
Abstracts der einzelnen Vorträge
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