Panel 2: Conceptual Change im Deutschunterricht - Sprachliche Wissenskonzepte als Grundlage für den Erwerb metasprachlichen Wissens im Deutschunterricht

Moderatorin: Anja Wildemann (Universität Koblenz-Landau)

Dienstag, 20.9.2022 10.15-12.30, Seminarraum 4

Der didaktische Grundsatz der Anknüpfung des neuen, zu erwerbenden Wissens an das bereits bekannte, erworbene Wissen ist nicht neu. Bereits 1849 formulierte Diesterweg: „Ohne die Kenntnis des Standpunktes des Schülers ist keine ordentliche Belehrung desselben möglich“. Diese im mathematischen und naturwissenschaftlichen Fachdiskurs als selbstverständlich geltende Prämisse (zahlreiche Publikationen zu Schülerkonzepten, -vorstellungen, -vorwissen, bspw. Adamina et al. 2018) findet im Bereich der Didaktik unterrichtlicher Sprachbetrachtung bislang wenig Beachtung. Studien zu Schülerwissen konzentrieren sich vor allem auf Wissensbestände, die durch den Unterricht initiiert worden sind, und kommen größtenteils zu dem Schluss, dass das auf diese Weise erworbene metasprachliche Wissen von den Schüler:innen in schulischen Sprachhandlungen, bspw. in der Umsetzung orthographischer und grammatische Konventionen, nicht bzw. kaum genutzt wird (vgl. Mesch/Dammert 2015; Müller/Tophinke 2015). Es gibt somit eine gewisse Diskrepanz zwischen der unterrichtlichen Sprachbetrachtung und der Entwicklung metasprachlichen Wissens als eine Grundlage für den bewussten, intentionalen Umgang mit Sprache bei ihrer Rezeption und Produktion, obwohl Letztere als ein zentrales Ziel des Kompetenzbereiches „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ angesehen wird (vgl. KMK 2004, Bredel 2007). Der Deutschunterricht stellt einen Kristallisationspunkt in der Weiterentwicklung von Schülervorstellungen dar, indem Präkonzepte modifiziert, revidiert und durch Wissenselemente erweitert werden. Schülervorstellungen über Sprache wurden bislang zwar vereinzelt in Studien zu Sprachbewusstheit erforscht (Bialystok 1986, Krafft 2014), sind jedoch weder zum Gegenstand systematischer Erforschung geworden noch werden sie bei Konzeptionen des Deutschunterrichts berücksichtigt. Das Ziel des Panels ist daher, sprachliche Wissenskonzepte von Schüler:innen in unterschiedlichen Phasen ihrer Schullaufbahn vor dem Hintergrund des jeweils theoretischen und empirischen Zugangs inhaltlich wie strukturell unter die Lupe zu nehmen.  

Literatur: 

Adamina, M. et al. (2018): Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Themen des Sachunterrichts und des Fachbereichs Natur, Mensch, Gesellschaft – Einführung. In: Adamina, M. et al. (Hg.): "Wie ich mir das denke und vorstelle …". Vorstellungen von Schülerinnen und Schülern zu Lerngegenständen des Sachunterrichts und des Fachbereichs Natur, Mensch, Gesellschaft. Bad Heilbrunn/Obb.: Klinkhardt, S. 7–20.

Bialystok, E. (1986): Factors in the growth of linguistic awareness. In: Child Development, 57(2), S. 498–510.

Bredel, U. (2007): Sprachbetrachtung und Grammatikunterricht. Paderborn: Schöningh.

Krafft, A. (2014): Zur Entwicklung metasprachlicher Fähigkeiten bei Kindern mit ein- und mehrsprachigem Hintergrund. Baltmannsweiler: Schneider Hohengehren.

Mesch, B./Dammert, Y. (2015): Verbwissen in der Primarstufe. In Mesch, B./Rothstein, B. (Hg.): Was tun mit dem Verb? Über die Möglichkeit und Notwendigkeit einer didaktischen Neuerschließung des Verbs. Berlin/New York: De Gruyter, S. 1–43.

Müller, A/Tophinke, D. (2011): Verben in Sätzen. Praxis Deutsch, 226, S. 4–11.

Kontakt: wildemann@uni-landau.de

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