Sektion 8: Sprache und Sprachgebrauch untersuchen

Moderator:innen: Hrovje Hlebec (Universität Leipzig), Anja Müller (Universität Mainz)

Seminarraum 4

Mit der Formel von „Sprache und Sprachgebrauch" findet die für die Sprachwissenschaft folgenreiche Unterscheidung von System und Performanz in der Sprachdidaktik ihren Ausdruck. Auch die Vorträge der Sektion lassen sich dieser Paarformel zuordnen und zeigen dabei sowohl den Sinn als auch die Unzulänglichkeit der darin enthaltenen Entgegensetzung:

Einen Schwerpunkt der Sektionsarbeit bilden die Theorie des conceptual change und mithin die sprachbezogenen Konzepte der Schüler:innen als Ergebnis der Auseinandersetzung mit dem Sprachsystem im Unterricht. Mit der Idee des conceptual change verbindet sich eine neue Perspektive auf die prekäre Situation des Sprach- und insbesondere des Grammatikunterrichts, für den vielfach dokumentiert worden ist, dass trotz aller unterrichtlicher Bemühungen Schüler:innen (auch am Ende der Sekundarstufe) kaum über aus fachlicher Perspektive zufriedenstellende Konzepte zu verfügen scheinen. Den begrifflichen Mittelpunkt des conceptual change stellt die Frage dar, wie der Ausbildung von Fehlkonzepten begegnet bzw. die Entwicklung eines angemessenen Konzeptes auf der Basis eines einmal entwickelten Fehlkonzepts gefördert werden kann.

Den zweiten Schwerpunkt bildet der Zusammenhang von sprachlichem Lernen und der schriftsprachlichen Performanz. Damit sind sowohl produktive Leistungen, etwa im Bereich des orthographischen Schreibens, gemeint, als auch rezeptive Leistungen, wie sie den Schüler:innen als Anforderungen des bildungssprachlichen Registers nicht nur im Fach Deutsch, sondern auch darüber hinaus in Fachtexten und Aufgabenstellungen begegnen.

Gemeinsam ist allen Beiträgen trotz unterschiedlicher Zugänge, dass das sprachliche Lernen nicht als Selbstzweck behandelt wird, sondern als Beitrag zum Ausbau sprachlicher Handlungsfähigkeit. Diese ist auf allen Ebenen, von der Wortschreibung bis hin zum Umgang mit komplexen Texten, eine Voraussetzung für gesellschaftliche Teilhabe. Auch wenn das Politische in der Sektion nicht direkt Thema ist, ist in dieser Gemeinsamkeit die inhärent politische Dimension der Sektion zu sehen. Eine weitere Gemeinsamkeit der Beiträge liegt in der empirischen Ausrichtung der Untersuchungen; gleichzeitig spiegelt sich die Bandbreite der Disziplin in den unterschiedlichen forschungsmethodischen Zugängen, die von Korpusanalysen über Interview-Verfahren bis hin zu Interventionsstudien reichen.


Montag, 19.9.2022
10.15-10.30 Einführung durch die Moderator:innen
10.30-11.15 Anna Hölzen: „Man muss mit den Bleistift ein Buchstaben schreiben“ – Kasusmarkierungen im weiterführenden Schriftspracherwerb
11.15-12.00 Katharina Kellermann: Kausale Zusammenhänge erkennen – Bildungsgerechte Partizipation fördern durch Verstehen von (entwicklungsbedingten) Hemmnissen
14.00-14.45 Mareike Fuhlrott: Zum Potenzial sachfachlicher Schulbuchaufgaben für einen sprachbildenden Fachunterricht – Eine Mixed-Methods-Studie am Übergang von der Primar- zur Sekundarstufe I in den Fächern Sachunterricht, Wirtschaft/Politik und Physik
14.45-15.30 Lea Hoffmann: Phraseme für den Wortschatz von Jugendlichen. Datengetriebene Analyse eines Jugendsprachkorpus
15.30-15.45 Bei Bedarf: Zusätzliche und abschließende Diskussion

Dienstag, 20.9.2022
10.15-12.30 PANEL 2: Conceptual Change im Deutschunterricht - Sprachliche Wissenskonzepte als Grundlage für den Erwerb metasprachlichen Wissens im Deutschunterricht
14.00-14.45Julia Hasselwander: Conceptual Change als Herausforderung beim Erwerb der Bildungssprache 
14.45-15.30 Lena Bien-Miller: Sprachbezogene Konzepte von Grundschüler*innen zu Nomina und deren Potenzial für integrative und funktionale Sprachbetrachtung 
15.30-15.45Abschlussdiskussion

 Abstracts der einzelnen Vorträge